Der Stern
Am 15. Mai 2019 wäre Hajo Banzhaf 70 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass schreibe ich (Sabine Lechleuthner) über seine Lieblingskarte „Der Stern“ und stelle Bezüge zu seinem Leben und seinem Horoskop her.
Ich zitiere Hajo:
„Meine Lieblingskarte ist der Stern.
So wie ein Jungbrunnen ist er Sinnbild für die wunderbare Fähigkeit des Menschen, auch nach größten Katastrophen (Turm) wieder Hoffnung zu schöpfen und Visionen einer neuen Zukunft zu entfalten.
Obwohl die Anordnung der Sterne keiner mir bekannten Konstellation entspricht, lässt sie mich oft an das Sternbild Krone denken, das einer Überlieferung zufolge Theseus den Ausweg aus dem keltischen Labyrinth gewiesen hat.
Auch die Zahl 17 hat eine himmlische Entsprechung, die neue Hoffnung symbolisiert und die Überwindung der Finsternis: vom letzten Vollmond an gerechnet, ist es der 17. Tag, an dem – nach drei mondlosen Nächten – sich erstmals wieder die Sichel des neuen Mondes zeigt.
Nicht zuletzt gleichen unsere Visionen den Sternen - selbst wenn wir sie nicht erreichen, können wir uns gut an ihnen orientieren.“
Es ist kein Wunder, dass Hajo sich von dieser Karte so angezogen fühlte, verkörperte sie doch auf eine ganz tiefe Weise seine Haltung gegenüber dem Leben. Auch Hajo blieb angesichts von Turmerfahrungen immer optimistisch. Er stand eine sehr lange schwere Krankheit durch, die ihn vom Banker zum Tarotexperten wandelte. Zu den wohl schlimmsten Erfahrungen gehörte die Erkrankung seiner Frau Brigitte. Als bei Brigitte ein bösartiger Gehirntumor diagnostiziert wurde, der keine lange Lebenserwartung mehr zuließ, war es Hajo, der voller Hoffnung auf Besserung weitermachte. Er unternahm alles, um Brigitte zu unterstützen, sie zu begleiten und für sie da zu sein. In vielen Gesprächen mit ihm stellte ich fest, dass er getragen war von dem festen Glauben, dass sich doch noch alles zum Guten wenden könnte.
Nach ihrem Tod zog er sich ein Jahr zurück, bevor er wieder neue Hoffnung schöpfte. Getreu der Aussage der Karte schien es, als seien die Wasser des Lebens zurückgekehrt. Hajo fühlte sich wieder besser und schmiedete Pläne.
Der Stern ist aus astrologischer Sicht eine Schütze-Wassermannkarte. In Hajos Horoskop stand Jupiter im Zeichen Wassermann. Auch hier zeigt sich der Bezug zu Weitsicht, Vertrauen und dem Gefühl eingebettet zu sein in die kosmischen Zusammenhänge. Sicher wird das auch durch Hajos Schütze-Aszendent unterstrichen. Ich habe Hajos Art bewundert, in allem und jeden das Gute zu sehen und immer einen tieferen Sinn hinter dem Geschehen zu erkennen. So eine Haltung zieht das Positive an. Er wurde nur äußerst selten enttäuscht. Wenn es doch einmal geschah, war er zutiefst betroffen, doch brachte es sein System nie ins Wanken. Sein Optimismus kehrte schnell zurück.
Schütze-Wassermann hat auch etwas Visionäres. Wissensdurst und Philosophie vermischen sich mit Visionen für eine bessere Welt und Experimentierfreude. Hajo war neugierig und wissbegierig. Er verschlang Bücher, die er an besonders interessanten Stellen mit einem gelben Stift markierte. Er besuchte Philosophiekurse, Kunstausstellungen, er reiste gerne und er hörte nie auf zu lernen. Ihn interessierte, was die „Welt im Innersten zusammenhält“, und er liebte es, darüber zu sprechen. Nach Brigittes Tod vermisste er sie unter anderem auch deshalb so schmerzlich, weil sie eine Gesprächspartnerin war, die seine Vorstellungen hinterfragte und genauso leidenschaftlich diskutierte wie er.
Wie eng er mit der Karte „Der Stern“ verbunden war, zeigte sich an folgendem kosmischen Geschehen: Nach seinem Ableben am 11. Februar 2009, kam es immer wieder zu Verzögerungen des Termins für die Trauerfeier. Schließlich wurde sie auf den 28. Februar gelegt. Erik van Slooten hielt eine beeindruckende Trauerrede, in der er u.a. darauf aufmerksam machte, dass der 28.2. nicht nur der 17. Tag nach Hajos Tod war, sondern dass sich genau an diesem Tag die erste Sichel des Mondes – nach drei mondlosen Nächten - wieder am Himmel zeigte.
Hajo hat jedem, der ihn persönlich kannte, oder von ihm gehört oder gelesen hatte, etwas hinterlassen: Ob es die Liebe zu Astrologie und/oder Tarot ist, seine Bücher und Artikel mit wertvollen Erkenntnissen, seine bescheidene Art, die Eindruck machte ebenso wie sein Humor - und natürlich sein immens großes Wissen. Dazu zählte auch seine Philosophie, die von der Ganzheit einer gereiften Persönlichkeit ausging, die der Mensch auf seiner Heldenreise durchs Leben erlangt, indem er seine Schattenseiten kennenlernt und integriert. Dies hat Hajo so trefflich anhand der 22 Großen Arkana beschrieben.
Zahlreiche Menschen tragen sein Wissen weiter - auf vielfältige Art und Weise. Ich tue dies durch die Fortführung der Astrologie- und Tarotschule München, autorisiert von den Familien Banzhaf & Theler.
So bleibt Hajo auch 10 Jahre nach seinem Tod und in Zukunft präsent. Das ist doch eine wunderbare Entsprechung des Sterns!