Der Jakobsweg
Der Jakobsweg
© Hajo Banzhaf
Vorwort zu: Pia Brodman, Zu Fuß nach Santiago de Campostella,
Ufhusen 2002 Wamisbach, ISBN 3-909171-05-2
Der Camino ist ein Pilgerweg, der gleich einem Fluss an vielen Quellen entspringt und dann durch Frankreich und Nordspanien "parallel zur Milchstraße" bis zum Sternenfeld (Campostella) führt. Der Tarot ist ein Satz von Karten, für die zahlreiche Quellen genannt werden, und deren Name oftmals als "Königlicher Weg" gedeutet wurde. Bekannt und verbreitet wurden sie als Spielkarten. Dem aufmerksamen Betrachter aber geben sie sich als Wegweiser zu erkennen, die den Suchenden zu seinem verborgenen Ziel führen.
Hermetisches Wissen nennt man seit alter Zeit die Einsichten in die Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit. Dieser Name geht auf Hermes zurück, den griechischen Gott der Wege. Ihm waren die Hermen geweiht, jene Steinhaufen am Wegesrand, die gleich Meilensteinen dem Wandernden den Weg zu Ziel wiesen. Aber auch den geistig Suchenden führte von Hermes Stufe um Stufe, von Stein zu Stein bis zur höchsten Erkenntnis, dem legendären Stein des Weisen. Viele spirituelle Lehren benutzen die Analogie des Weges um die Entwicklung zu beschreiben, die den Suchenden über viele, geheimnisvolle und oftmals mühsame Stufen zum Ziel führt, das in seiner Heilung liegt oder in anderer Weise Heil für ihn bedeutet.
In der christlichen Tradition ist die Pilgerfahrt Sinnbild dieses Weges. Sie verspricht dem Wanderer am Ende seiner Reise Segen und die Vergebung seiner Sünden. Drei große Pilgerrouten kennt das Abendland, deren geheime Symbolik den Sätzen der Tarotkarten entspricht. Denn gleich den Spielkarten gibt es auch im Tarot vier Farben oder Sätze. Es sind die Stäbe, Schwerter, Kelche und Münzen, aus denen Kreuz, Pik, Herz und Karo hervorgingen. Den Weg nach Rom zum Grab des Petrus nennt man den Weg des Kreuzes. Der Weg nach Jerusalem zum Grabe Christi gilt als Weg des Kelches, während der Weg nach Campostella zum Grab des Heiligen Jakobus (spanisch Santiago) als der Weg des Schwertes gilt. Vom Weg der Münzen sagt Paulo Coehlo in seinem Buch über den Jakobsweg nur, es sei der geheime Weg, über den der Pilger nichts verraten darf.
Über diese vier Farbsätze hinaus kennt Tarot eine Gruppe von 22 Trümpfen, in denen ein früherer Name der Karten noch anklingt. Als die ältesten, uns erhaltenen gebliebenen Karten etwa 1420 für die Mailänder Herzogsfamilie Visconti Sforza gemalt wurden, nannte man sie "I Trionfi" oder "Das Spiel der Trümpfe". Das Wort Tarocco oder Tarot tauchte erst 100 Jahre später auf. Diese Großen Geheimnisse (Große Arkana), wie man die 22 Trümpfe auch nennt, unterscheiden sich wesentlich von den vier Farbsätzen und von anderen heute verbreiteten Kartenspielen. Sie zeigen Motive, in den C.G. Jung Abkömmlinge der Wandlungsarchetypen erkannte, die gleich Meilensteinen archetypische Wegweiser auf dem inneren Weg der Selbstwerdung sind. Gewiss darf man ihn den Triumpfweg nennen, denn er ist den anderen "äußeren" Wegen dadurch übergeordnet, als dass er deren innere Struktur und deren geheime Bedeutung zeigt.
Pia Brodmann ist den Jakobsweg gegangen und hat auf über 2000 Kilometern Schritt für Schritt erfahren, was es heißt, wirklich unterwegs zu sein. Dabei sind ihr die Bilder dieser Großen Geheimnisse immer wieder im Inneren und Äußeren als Leitmotive begegnet. Möge Ihre Erfahrung ihr helfen, auch weiterhin unterwegs zu sein und viele Andere inspirieren und dazu ermutigen, sich auf ihren Weg zu machen.